Trainingsmorgen im Rennstall

Heute ging es auf die Galopprennbahn. Ich weiß nicht warum, aber Galopprennen haben mich schon immer fasziniert. Ich liebe Filme wie Seabiscuit, Dreamer, Phar Lap und vor allem Secretariat heute noch, aber ich konnte noch nie bei einem Trainingstag im Rennstall dabei sein.
Heute war der Tag! Da ich bei meiner Freundin Michèle zu Besuch in Zürich war und sie Rennreiterin ist, durfte ich sie heute um 5:30 Uhr zur Zürcher Rennbahn begleiten. Der Galopprennsport ist momentan leider in relativ schlechtem Licht, daher war ich umso gespannter darauf, mal alles live zu erleben und meine zahlreichen Fragen zu stellen, die Michèle mir auch brav alle beantwortete.

In dem hellen und freundlichen Stallgebäude der Rennpferde hat jedes Pferd ein offenes Fenster zum Rausschauen. Die Boxen werden mehrmals am Tag gemistet und Heu, wie auch Kraftfutter, gibt es regelmäßig über den Tag verteilt, also nicht nur 2 mal am Tag wie in vielen anderen Ställen. Die Pferde sind sehr sauber und freundlich, kaum Ungezogenheiten und wunderschön bemuskelt. Neben den Stallungen gibt es Sandpaddocks, auf denen die Pferde drauf dürfen. Es kommen auf jeden Fall immer alle raus.

Da ich schon lange den Wunsch hatte, mich mal auf einen solchen Vollblüter zu setzen, wurde mein Traum tatsächlich wahr! Ich durfte auf den 3-jährigen „Matthioli“. Bevor geritten wurde, wurden die Pferde natürlich erst einmal geputzt. In jeder Box hängt ein Anbindestrick mit Panikhaken, woran das Pferd zur Sicherheit festgemacht wird. Das Putzen, wie auch Hufe auskratzen lief bei mir ohne Probleme. Ich war es allerding nicht gewohnt alle Hufe von der selben Seite auszukratzen, das hatte ich noch nie gemacht und war mal eine echte Erfahrung. Dann noch schnell die eigentlich sehr saubere Box nach Pferdeäppeln absuchen und Heu und Heulage bereitlegen. Das Satteln übernahm Michèle, was mir auch sehr recht war, schließlich sollte es auch wirklich richtig und fest sein. Das Trensen war wieder meine Aufgabe, aber leider war ich zu zögerlich, weil ich nicht wusste ob die Pferde meine Art und Weise des Trensens kennen oder ob es bei Rennpferden anders gemacht wird. Unnötige Gedanken, denn es war genau gleich wie bei unseren „normalen“ Pferde.

Beim Aufsteigen half mir netterweise der Chef des Stalls. Kurze Bügel und Minisattel.. seeehr ungewohnt! 😀 Wir ritten zu viert in einen Ring, in dem lange und ausgiebig warmgeritten wurde. Da Matthioli allerdings am selben Abend in Avenches ein Rennen gehen sollte (bei dem wir auch zuschauten) blieben wir im Trab. Ich war erst ein wenig traurig, aber durch mein kaputtes Pferd bin ich fast gar nicht mehr trainiert. Ich hatte doch recht üble Konditionsprobleme und war nach ein paar Runden schon hochrot und klitschnass geschwitzt. Sehr peinlich sage ich euch.. und fragt bitte nicht wie es meinen Oberschenkeln erging, der Muskelkater (durch die kurzen Steigbügel) war kaum auszuhalten.

Nach dem Reiten wurde lange ohne Sattel trockengeführt und die Beine abgespritzt. Michèle ritt noch zwei weitere Pferde mit dem selben Ablauf, allerdings dann auf der Galoppbahn und ich packte meine Kamera aus. Es war so unglaublich interessant und es gab nicht eine unangenehme Situation. Keine Gertenschläge, keine scharfen Gebisse, keine Boxengefängnisse und kein grober Umgang mit den Pferden. Ich habe mich dort sehr wohlgefühlt und obwohl ich Warmblüter immer bevorzuge, haben sich diese schlanken und sportlichen Vollblüter in mein Herz geschlichen. Ich bin sicher, es gibt überall schwarze Schafe, wie auch in der Dressur, im Springen oder im Western. Aber gleich einen ganzen Sport ins ein so trübes Licht zu stellen ist nicht fair. Ich bin froh eine solche Chance bekommen zu haben und meine eigenen, sehr positiven Erfahrungen gemacht zu haben.

Ich werde wieder kommen! Ich werde in den nächsten Monaten doch mal wieder mehr Sport machen und dann gehts auf die Galopprennbahn!

 

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